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Ihr Abteil befand sich in der Mitte des Wagens im Oberstock und war das einzige, welches einen eigenen Aufgang besaß. Es war immer das selbe. Ein Entgegenkommen der Bahn, die so die Treue einer guten Kundin belohnte. Immerhin benutzte sie den Zug jede Woche, immer in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, einmal von Zürich nach Wien, die Woche darauf von Wien nach Zürich. Seit bald zwei Jahren. Der kleine Raum war längst zu einer Art dritten Heimat geworden. Auf jeden Fall kannte sie ihn so gut, dass sie auf Grund der kleinen Beschädigungen (einem blinden Fleck im Spiegel, einem Kratzer im Waschbecken) jeweils wusste, in welchem Waggon der beiden Zugkompositionen, die zwischen Zürich und Wien verkehrten, sie gerade zu Gast war.

Die Blicke der Leute taten ihr gut. Ihr Publikum begleitete sie, und die spürbare Bewunderung tilgte die scheußliche Mischung aus Angst und Wut, die sie seit Wochen verfolgte. Zumindest für den Moment.

Vor drei Tagen hatte sie sich einen Hund gekauft. Als Hilfe hatte er sich bis jetzt freilich nicht erwiesen. Im Moment stürmte er durch den Wagen und begrüßte ihre Fans. Wie ein ungezogenes Kind.

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