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«Wenn du von deinem Piloten ein Kind bekommst …»
«Du spinnst ja! Erst heiraten wir.»
«Dann nennt ihr es Wolfgang.»
«Wenn Seine Majestät unser Kaiser das hören würde …»
«Er ist nicht mehr mein Kaiser, Fumika.»
«Achtung, Kreuzung.»
Nur knapp kann die Radfahrerin einem Lastwagen ausweichen, den eine blühende Magnolie verdeckt hat. Am Schwimmbad angekommen, stellen sie das Rad an einen Mammutbaum, der so dick ist wie fünf japanische Eichen zusammen. Über die Schranke hinweg bewundern sie das Becken, den blau gestrichenen Sprungturm, die schrägen Bretter, auf denen sie sich in die Sonne legen können.
Fumika beschreibt ihren Geigenspieler Wolfgang genauer. Na ja, einen Makel hat er. Der ist ihr gleich beim ersten Mal aufgefallen. Hinten, am linken Ende seines Lächelns, fehlen ihm zwei Zähne. Er sagt, er habe sich in der Schweiz mit Studenten geprügelt. Davon habe sein Gebiss dieses Andenken zurückbehalten. Außerdem habe er damals auch ein zugeschwollenes Auge, ein paar ausgerissene Haarbüschel und mehrere Beulen davongetragen. Sie hätten ihn am Bordstein liegen lassen, nachdem sie ihm zwei Rippen gebrochen hätten. Von all dem habe er sich erholt, außer von diesem unschönen schwarzen Loch im Mund, das ihn daran erinnere, dass er mit Berlin noch eine Rechnung offen habe, selbst wenn das Ganze in Zürich passiert sei. Fumika und Shizuko finden beide, dass er für diesen kleinen Schönheitsfehler nichts kann. Außerdem gewöhnt man sich schnell daran. Beim Essen kann er ja auf der anderen Seite kauen. Jedes Mal, wenn er lächle, sagt Fumika, verberge er das Loch mit der Zunge. Das mache er sehr gut. «Eigentlich», schließt sie, «verstehe ich nicht, warum er sich für Physik statt für die Geige und mich interessiert. Dieses Chicago, wo er jetzt lebt, ist viel zu weit weg.»