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Bis zum Frühjahr war Lise Meitner Professorin in Berlin. Nach Hitlers Einmarsch in Österreich hatte sie gerade noch Zeit, nachts mit zehn Mark in der Tasche und der Hilfe einiger mutiger Kollegen, darunter Professor Scherrer, zu fliehen.
Sie und er im Schnee, über das karierte Blatt Papier gebeugt, beschäftigt mit einer sehr ernsten, für den wissenschaftlichen Fortschritt bedeutsamen Sache. Sie liest die Ziffern und Buchstaben noch einmal laut vor, dann zieht sie ihre Handschuhe wieder an. Bei dieser Kälte kann man unmöglich längere Zeit einen Stift halten. Sie erwähnt das Einsteins Theorie innewohnende Paradox, schlägt vor, weiterzugehen, um nicht auf der Stelle zu erfrieren. Und über die Frage nachzudenken: Wohin entweicht die Energie des aufgebrochenen Atoms?
Beim kleinsten Anstieg läuft er mit V-förmig gespreizten Skiern, wie ein Pinguin. Lise gewinnt an Vorsprung, wartet oben auf dem Hügel nicht auf ihn. Abwärts ist er schneller und holt sie wieder ein.
Eine vom Meer herüberwehende Brise lässt die Wipfel der Birken schaukeln. Bei minus fünfzehn Grad und ohne das kleinste Wölkchen am Himmel liegt der Djurgården wie eine weite weiße Ebene da. Das flach einfallende Licht lässt kleine Erhebungen hervortreten. Die Spuren der Wege haben sich verwischt. Kreuz und quer laufen die Spaziergänger über den harschen Schnee. In der Ferne deutet eine Baumreihe an, wo das Meer beginnt, wenn das Eis schmilzt.