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Täglich sucht sie nach einem Begriff, mit dem sich das Phänomen besser beschreiben ließe. In der Biologie bezeichne man so etwas als Spaltung, sagt sie und macht Wolfgang auf den Klang des Wortes aufmerksam. Mitten im Djurgården bleibt sie stehen und wiederholt:

«Spaltung.»

Wolfgang ermisst die Kraft ihrer Intuition: Der Beschuss des Kerns führt dazu, dass er zerbricht. So werden große Entdeckungen gemacht. Das spürt er, während Lise spricht. Im Bann dieser kleinen Frau, die ihm den Weg weist, folgt er ihr, wiederholt das Wort Spaltung. Als genügte es, das Phänomen zu benennen, um es zu beherrschen. Noch heute Abend werde sie an Otto Hahn schreiben, sagt sie, beschleunigt ihren Schritt, will den Djurgården verlassen.

Sie kehren zurück ins Hotel, lassen sich in der großen Eingangshalle, wo im Kamin ein Feuer brennt, in die Sessel sinken. Er macht ihr zaghaft den Hof. Lise lächelt, aber über die Eleganz der Wissenschaft. Er wagt es nicht, ihr zu sagen, was er empfindet. Mit den Frauen ist er nicht so geschickt wie mit den Atomen. Er findet Lise aufregender als all die großen Schwedinnen, die mit ihren wippenden hellblonden Zöpfen im Schnee spielen. Der kleine Schuss hochprozentigen Alkohols im Tee steigt ihm zu Kopf. Sie schaut ihn zärtlich an, nimmt ihre schwarze Brille ab, fragt ihn, wie er sich entscheiden würde zwischen Wissenschaft und Musik.

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