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Lise geht weiter, er hinterher. Während sie von den Anfängen des Nationalsozialismus am Berliner Institut erzählt, zieht ein riesiger Eisbrecher am Horizont entlang. Unheimliches Krachen des aufgeschlitzten Meeres. Lise bleibt stehen, um sich das Schauspiel anzusehen. Er nutzt die Gelegenheit, um wieder zu Atem zu kommen. Eine wahre Opernkulisse. Die bläuliche Masse eines überdimensionalen Schiffs, gefolgt von mehreren in seinem Kielwasser fahrenden Fischerbooten. Er fragt Lise, warum sie so lange in Deutschland geblieben sei.
Weil die Politik sie weniger interessiert habe, sagt sie, als die Radioaktivität. Unverhoffte Perspektiven hätten sich ihr eröffnet. Nach und nach seien ihre früheren Annahmen über die Existenz von Elementarteilchen gebröckelt. Ihrem Kollegen Otto Hahn schlägt sie vor, Uran mit Neutronen zu bombardieren, eine Eingebung, deren Resultat beide überrascht. Sie staunen über das, was sie ausgelöst haben, verirren sich in den Mäandern der Chemie, sogar der Alchemie. Der Anschluss Österreichs macht Lises Ausreise unumgänglich. Sie flieht erst nach Dänemark, dann nach Schweden. Dieses Land hat soeben fünfhundert jüdische Kinder aufgenommen, da wird es auch einer alten Dame Zuflucht gewähren. Aus der Ferne entwickelt sie weitere Hypothesen zu den durchgeführten Experimenten. Otto schreibt ihr lange Briefe, in denen er von den Aktivitäten im Labor berichtet, schildert die Ratlosigkeit der Forscher angesichts der neuen Ergebnisse. Der Beschuss von Uran setzt nicht nur Radioaktivität frei, sondern auch unvermutete Gase. Lise fragt sich, wo der Fehler liegen mag.