Читать книгу Settembrini. Leben und Meinungen онлайн
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Die Zwillinge sind im Spätherbst geboren, wenn der Orion hinter der dunklen Garvera emporzusteigen beginnt, und seine Sterne am Firmament wie Kristalle glitzern. Bei uns kennt niemand den Orion, obschon er das markanteste Sternbild an unserem Himmel ist. Aber auch die Riesenberge, die sie vor der Nase haben, kennen die meisten Leute kaum. Wie sollen sie da Riesensterne kennen, 1300 Lichtjahre entfernt, mit so exotischen, arabischen Namen wie aus Tausendundeiner Nacht: Alnitak, Alnilam, Mintaka, Beteigeuze und Bellatrix? Die Alten nannten Orion den Himmelsjäger. Es wird auch berichtet von einem riesigen Pferdekopf, der sich im Orion zeige, einem Wirbel aus stellarem Nebel und Staub in der unendlichen Leere vor einem rötlichen Grund. Jäger, die in diesem Zeichen geboren seien, hätten ein Auge für Kristallklüfte und würden ungern töten.
Die Zwillinge sind begeisterte Jäger und Erzähler geworden. Waren große Bewunderer des bestirnten Himmels. Wenn sie vom Himmel sprachen, leuchteten ihre Augen wie die Sterne des Orion. Und wenn sie von Gemsen sprachen, funkelten ihre Augen und die Augen der Zuhörer. Ist es mit den Gemsen doch so wie mit den Sternen: Je länger man schaut, desto mehr sieht man, und desto mehr kommen noch zum Vorschein. Bloß dass man bei den Sternen immer mehr sieht, je dunkler es wird, und bei den Gemsen umgekehrt: je heller es wird, desto zahlreicher werden sie. Und wenn er von Gemsen und Sternen erzählte, kam Gion Evangelist Silvester unweigerlich auf den von ihm hochverehrten Plinius zu sprechen, und zwar auf die Stelle, wo Plinius vom Elefanten berichtet, gleich nachdem er den Menschen behandelt hat: