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Das vorletzte Dorf oben im Onsernone ist Comologno. Die Häuser stehen nahe beieinander. Sie sind mit Kalkfarbe getüncht: rosa, blau oder grün. Das Schwarz der langen Holzbalkone sticht ab von der Helle der Fassaden. Das Dorf, klein und bescheiden, besitzt etwas ganz Besonderes: den Palazzo della Barca. Er ist im Tessinband der «Bürgerhäuser der Schweiz» angeführt und zeugt vom Reichtum und vom guten Geschmack seiner Erbauer. Schon Bonstetten hat ihn in seinen klassischen «Briefen über die italienischen Ämter» beschrieben und gerühmt. Als Juwel in der Abgeschiedenheit dieses Tales.
Die Geschichte des Hauses ist interessant. Mitte des 18. Jahrhunderts wanderte ein junger Mann, Carlo Francesco Remonda, von Comologno nach Paris aus, um der Armut zu entkommen. Zu jener Zeit war es in Frankreich üblich, Schiffe, die zur vereinbarten oder möglichen Zeit nicht in ihren Bestimmungshafen einliefen, auf gut Glück öffentlich zu versteigern. Unser Auswanderer erstand ein solch überfälliges Schiff, dass dann doch noch mit Waren beladen eintraf und so seinem Besitzer ein Vermögen einbrachte. Damit zog Remonda einen schwunghaften Handel in Seidenbrokaten (wie sie in Paris gesucht waren) auf und machte gute Geschäfte. Aus einem später im Estrich des Hauses gefundenen dicken Buch konnte man entnehmen, dass der Glückliche mit einer höchsten und adeligen Kundschaft verkehrte. 1770, mit fünfzig Jahren, kehrte der wohlhabende Kaufmann in sein Heimatdorf zurück. Er ließ an bester Lage den Palazzo della Barca (benannt nach seinem «Glücksschiff») erbauen, stattete ihn mit den besten französischen Seidenstoffen und Möbeln aus und lebte darin bis zum Tode. Zudem veranlasste er, dass der alte schmale Saumpfad durchs Tal hinauf durch eine gute Fahrstraße ersetzt wurde. Remondas einzige Tochter soll einen einfachen Bauern vom Ort geheiratet haben, der angeblich im Essraum seine paar Kühe hielt. Auch später, so scheint es, wurde der Prachtsbau nicht seiner Schönheit und Würde gemäß bewohnt, bis wir ihn 1929 erwarben und in Stand setzten.