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Die Sciora hatte sich auf eine der Truhen gesetzt, die voll­gestopft waren mit altem Kram, und beobachtete die Teresa, wie sie sich zu schaffen machte. Wie alt mochte die Frau sein? Ihr Ge­sicht war verrunzelt, aber aus den Falten und Furchen schauten kleine, lebendige Augen, klug wie Elefantenaugen. Sie konnte arbeiten wie ein Mann und war nie krank. Siebzig Jahre mochte sie zählen, und mehr als fünfzig davon hatte sie als Magd im Hause verlebt. Fünfzig Jahre … siebzig Jahre … staunte die Sciora … Warum nicht hundert Jahre und mehr? … Die Zeit schien an der Alten vorbeizugehen, ohne sie zu verändern. Das gleichmäßige Leben, jahraus, jahrein, hatte sie zeitlos gemacht.

Jeden Morgen, Sommer und Winter, stand Teresa um fünf Uhr morgens auf und nach neun Uhr abends war es still in ihrer Kammer. Sie trank ein wenig Milch, im Sommer aß sie Salat aus ihrem Gemüsebeet. Von was sie sonst lebte, hatte die Sciora nie erfahren können. Sie arbeitete schwer, solange der Tag dauerte. Die ganze Arbeit galt ihrer Kuh. Es war die schönste Kuh im Dorf und sie gab die süßeste Milch. Jeden Herbst bekam sie ein Kalb. Das war das große Ereignis im Jahre der Alten geworden. Davon sprach sie wochenlang vorher und wochenlang nachher. Denn das Kalb war, mit der Milch der Kuh, ihre einzige Geldeinnahme. Sie verkaufte es, wenn es groß genug war, dem Metzger im Tal. So ging das Leben weiter und man hätte denken können, es sei immer so gegangen.

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