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Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich vieles im Onsernone und in Comologno verändert. Nicht nur die Männer wandern jetzt aus. Ganze Familien ziehen an den See hinunter, wo sie in den Fremdenorten Arbeit finden. Selbst die jungen Mädchen bleiben nicht mehr zu Hause. Auch sie haben ihre Stellen in Fabriken und Geschäften im Locarnese gefunden. Fast alle Weggezogenen haben ihre alten, oft baufälligen Häuser ausgebessert und mit Wasser, Strom, mit Badezimmer und Kühlschrank versehen. Wer immer kann, kehrt für die Ferien oder die Wochenenden in sein Dorf zurück. Die kleine Piazza steht dann voller Autos und überall geht es lebhaft zu und her. Auch verbringen viele Alte ihre letzten Lebensjahre im Dorf. So ist es den Leuten gelungen, sich die Heimat lebendig zu erhalten und ihrem Tal treu zu bleiben.

Ascona, im Spätherbst 1980

Das Testament

Die Sciora und die alte Teresa kramten im Estrich des Hauses herum. Immer noch kamen Truhen und Kisten zum Vorschein, die der Sciora neu waren und welche aus der Zeit der früheren Padroni, der echten Padroni, stammten. Die Teresa war gerne bei diesem Räumen dabei, denn im Geheimen glaubte sie, wie alle im Dorf, dass noch einmal ein Schatz ans Tageslicht gebracht würde. Sie hatte zwar schon jedes Winkelchen des großen Hauses ungezählte Male durchsucht und nie etwas Wichtiges gefunden, aber für sie war es trotzdem sicher: Ein Schatz war im Hause und fatal wäre es, wenn diese Sciora, diese Fremde, ihn finden sollte. Denn dieser Schatz, darüber bestand für sie kein Zweifel, gehörte ihr, wie überhaupt das ganze Haus, nach ihrer Meinung, ihr Eigentum war.

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