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An jenem ersten Morgen also hatte die Sciora geantwortet, das Blumenzimmer sei scheint’s ein gutes Sterbezimmer und werde wohl auch ein angenehmes Ruhezimmer sein. Sie werde kein anderes beziehen, es gefalle ihr. Von da an hatte die Teresa andere Mittel versucht, um der Eingedrungenen das Haus zu ver­gällen. Darüber könnte die Sciora manches erzählen.

So musste sie sich im ersten Sommer, den sie im Hause verbrachte, oft wundern, warum jeden Morgen irgendein Zweiglein der neuangepflanzten Büsche geknickt sei, immer jene Zweiglein, die im nächsten Frühjahr Blüten getragen hätten. Vögel? Aber wer verdrehte stets den Wasserhahn des hinteren Brunnens, so dass er pustend und spuckend und gurgelnd die Nachtruhe störte und Martino ihn mit viel Kunst und Geduld wieder in Ordnung drehen musste? Und wer öffnete geheim die verschlossene Gartentüre sperrangelweit, alles an fremdem Getier hereinlassend, was hereinwollte? Da hatte einst die Sciora im Morgengrauen gesehen, wie die alte Teresa zu einer Pflanze ging, sich bückte, wie um mit ihr zu sprechen – so tat sie es zu Katzen – sie anfasste und vorsichtig, wie vorsichtig, ein wenig hob. Seither wusste die Sciora, warum die schönsten Zinnien und saftigsten Tageten plötzlich unter der Sonne verschmachteten und nicht wieder zu sich kamen. Sie verstand auch, warum nur morgens um vier Uhr in Teresas Kammer, die über ihrem Schlafzimmer lag, gebuttert werden konnte – es ging lange, bis sie sich an den Lärm des rollenden Butterfasses gewöhnt hatte – und wieso der Käse in Teresas Keller so alt zu werden hatte, bis man ihn vor dem Hause roch. Sie verstand dies alles und noch vieles andere, was vergessen sein soll. Es hatte sie ein wenig verdrossen. Sie hatte der alten Frau freundliche Gefühle entgegengebracht und war enttäuscht, dass diese so gar nicht erwidert wurden. Doch war ihr aufgegangen, warum die Alte ihr Schaden zufügen wollte. Sie tat ihr leid und sie sagte sich, mit der Zeit werde sich die Teresa schon an ihre Gegenwart gewöhnen. Und bis dahin müsse man Geduld haben. Sie ließ sich also nicht ärgern. Vor allem war sie klug genug, es der Alten mit keinem Wort und keiner Miene zu verraten, wenn es dieser gelungen war, sie mit irgendeiner Bosheit zu treffen. Die Teresa sah ein, dass die Sciora entschlossen war, das Haus zu lieben, trotz allem, und da sie selbst nichts auf der Welt mehr liebte als das Haus, fühlte sie sich bald in dieser Anhänglichkeit der Fremden verbunden. «Welche Passion die Sciora doch für das Haus hat», konnte sie bewundernd sagen. «Es ist kaum zu glauben. Alles sieht sie, an alles denkt sie, als ob sie immer da gelebt hätte. Ja, es ist eine richtige Passion.»

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