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Die Teresa setzte sich hier auf ein altes Laufgestell, in welchem wohl die Kinder der alten Padroni das Gehen erlernt hatten. Es sah aus wie das Gestell eines Riesen-Lampenschirms und war ganz verstaubt. Unten waren Röllchen daran, und wie das Gewicht der Alten nun darauf zu ruhen kam, setzten sich diese Röllchen in Bewegung und es war seltsam hexenartig, wie sie auf dem Vehikel, das ihre Röcke ganz verdeckten, ein Stück weit in den Estrich hineinfuhr. Auch ihr Gesicht sah aus wie ein Hexengesicht, es war von Zorn und Schmerz eigentümlich starr. Das Licht fiel durch eine Dachluke darauf und die Sciora spürte, welche Passion für das Haus die Alte besessen hatte, dass heute noch die Gier in ihrem Gesicht stand.

Das Testament war nicht gefunden worden. Die Sciora hatte durch andere gehört, die Teresa sei damals wie wahnsinnig immer und immer wieder durch alle Räume des Hauses gezogen, habe alle Möbel untersucht, jede Schublade hundertmal durchstöbert, alle Geheimfächer des getäfelten Zimmers abgetastet und dazu immer vor sich hin gejammert: Das kann mir mein Herr nicht angetan haben, das kann er mir nicht angetan haben. Sie sei so ver­zweifelt gewesen, dass sie sogar den Schadenfreudigen erschüttert hätte, mehr noch mit ihrem Gram als mit der immer wieder ausbrechenden Wut. Das Testament fand sich nicht. Die Möbel und Räume wurden versiegelt und vierzehn Tage lang geschah nichts, als dass die vielen Erben, Neffen und Nichten, sich auf einen Tag mit dem Notar verabredeten, um das Erbe zu teilen.

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