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Ich erinnerte mich, dass meine Eltern auf dem blauen Sofa in unserer Wohnung viel von dieser für die Leute

sehr wichtigen Zeit, der Dreschzeit, gesprochen hatten. Die Hoch­­­­­­zeiten fanden nur in dieser Zeit statt, denn die Familien hatten Geld. Entweder kamen Europäer wie wir und bezahlten, oder man verkaufte Getreide.

Alles über die Kultur des Dorfes, sei es der Alltag oder die Arbeit, kannte ich nur von den Erzählungen meiner Eltern. So wusste ich bestens, wann gesät oder geerntet wurde. Als ich einmal auf einer Schulreise in die Berge mitreden konnte, als es darum ging, wie ein Senn Käse macht, waren alle Schulkameraden erstaunt über mein Wissen. Auch der Senn hatte sich für meine Eltern interessiert, für sie unbekannterweise Grüße ausgerichtet und eine Sennentracht als Geschenk mitgegeben.

Jeden Morgen beim Frühstück, seit ich mich erinnern kann, erzählten meine Eltern vom Dorf. Im Frühjahr hieß es: «Dieser Nachbar hat sicher seine Lämmer auf die Weide gebracht.» Im Mai sagten sie täglich, bald, in so und so vielen Tagen, werden die Schafe geschoren. Dann erzählten sie, wie meine Großmutter von Großvater Beyto drangenommen worden sei, weil sie Wolle klaute, um für ihre Kinder und Enkelkinder die Mitgift vorzubereiten. Am Mittag sagten sie, während sie ihre hungrigen Kunden bedienten: «Der Dorfbus ist jetzt sicher aus der Kreisstadt gekommen.» Wenn es in der Bischofstraße viel regnete, klagten sie, dass es in unserem Dorf nie regne, dass Gott hier mit seiner Tugend herrsche und bei uns im Dorf der Satan mit seiner Böswilligkeit, weil es dort selten regne. Manchmal verstanden die Kunden nicht, was mit diesen Geschichten gemeint war. Ich sprang ein und übersetzte, während meine Eltern mich mit liebevollen und stolzen Blicken musterten.

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