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Als wir den größten Teil der Reise hinter uns hatten und das Auto in Richtung der Gegend meiner Vorfahren fuhr, hatte mein Vater volle Augen, wie ich im Spiegel sah. Einerseits sei es aus Freude, wieder in seinem Land angekommen zu sein, erklärte er mit weinerlicher Stimme, als sein Bruder ihn darauf an­­sprach, anderseits werde ihm wieder einmal bewusst, dass sein Vater der Besitzer dieses fruchtbaren Lan­des gewesen sei, er selber aber in der freudlosen Fremde auf den ewiggleichen Kebabverkauf angewiesen sei. Er wisch­te die Tränen mit seinem Hemd­­ärmel ab. Mamdoh lachte laut auf und meinte, der Bruder dürfe nicht mehr in alten Zeiten leben, die Zeiten würden sich überall ändern. Vater schaute aus dem Fenster und sagte nichts. Er hatte sich nie getraut, Mamdoh direkt ins Gesicht zu sagen, dass ihr Vater die Län­­dereien zur Befriedigung seines Schilfrohrs veräußert habe.

Ich war früher gerne ins Dorf gefahren, und ich hatte gute Erinnerungen an meine Kindheit dort. Als meine Großeltern noch lebten, wohnten wir im Urlaub mit ihnen im großen Beytohaus mit Wänden aus Marmorsteinen und hatten es sehr schön. Wenn mein Vater das Flugticket geholt hatte, zählte ich die Tage, indem ich für jeden Tag einen Zettel in meinem Zimmer aufhängte. Auf jedem Papierstück, dessen Ränder ich angemalt hatte, stand ein Wunsch, der im Dorf in Erfüllung gehen sollte. Mein größter Wunsch war jeweils, mit den Freunden im Dorf aus dem Ziehbrunnen Wasser hochzuziehen, es mit der roten Erde zu vermischen und aus diesem Ton Häuser, Ställe, Schulen oder Moscheen, gar ganze Quartiere zu bauen. Ich war Groß­vaters König aus dem Westen, ich, sein einziger Enkelsohn, musste in den Tagen im Dorf der König sein, ob ich es ­woll­te oder nicht.

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