Читать книгу Hochzeitsflug. Roman онлайн

26 страница из 41

Als ich mit acht Jahren zu meinem Vater in die Bi­­schof­straße gezogen war, hatte ich sehr geweint. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Mehrere Menschen waren hinter mir hergerannt, um mich zu fangen und zum Dorfbus, der mich und meine Mutter zum Flughafen fahren sollte, zu bringen. Während der ganzen Busreise hielten mich mindestens zwei Männer mit ihren starken, knochigen Händen fest, damit ich nicht die Tür öffnete und aus dem Bus sprang.

Auch meine Mutter war sehr traurig gewesen. Sie hatte lange vergebens gehofft, ihr Mann würde zurückkommen und im Dorf leben, damit sie nicht wegmüsse. Der aber hatte, als er nach acht Jahren zurückkam, schon Wurzeln ge­­schlagen, wie er gesagt haben soll, sich also ein Kebab House eröffnet, auf das er nicht wenig stolz war. Er hatte nicht mehr im Dorf leben wollen, sich über die fehlende Infrastruktur beklagt, etwa über das kalte Wasser aus der Leitung oder die unasphaltierte staubige Straße.

Mein Vater war einige Jahre lang nicht zurück ins Dorf gekommen, warum, weiß ich auch nicht. Böse Zungen von Männern aus unserem Dorf, die im Westen lebten, meinten, mein Vater habe eine Ge­­liebte gehabt, eine gewisse Iris, die er nicht verlassen wollte. Unsere Dorfleute sagten, dass Iris so große Brüste gehabt habe wie Honigmelonen, mein Vater habe sie auch deshalb nicht verlassen wollen. Meine Mutter hat in dieser Sache nie nachgehakt, vielleicht ist sie über die Wahrheit im Bild, vielleicht ist sie auch froh, dass der Vater sie jetzt respektiert und mag. Die Liebe zwischen den beiden spüre ich gut, und nicht nur, weil sie eine Familienpflicht ist, sie sind immer füreinander da.

Правообладателям