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Euren Politikern behagt es nicht, dass «Oslobodjenje» von Serben, Kroaten, Muslims gemacht wird und Informationen, nicht Propaganda liefert. Sie hätten wohl gern eine ethnisch gesäuberte Zeitung in Sarajevo, während Ihr mit Eurer gemischten Belegschaft beweist, dass die unterschiedlichsten Völkerschaften sehr wohl miteinander leben können; sogar in einer Redaktion, wo auch im Frieden bekanntlich die Meinungen hart aufeinanderprallen.

Lieber Zlatko Dizdarevic, warum gelingt Euch der Frieden mitten im Gemetzel und warum den andern nicht? Wie haltet Ihr das aus, die Granaten aus den serbischen Kanonen und den Druck der «eigenen» Regierung? Euer Reporter Alco Hondo wurde getötet, als er die Warteschlange vor einem Brunnen fotografierte. Kjasi Smajlovic, Korrespondent in Zvornik, wurde von den Tschetniks hingerichtet, nachdem sie die Stadt erobert hatten, und es gibt keine Chauffeure mehr, welche Eure Zeitung zu den Lesern bringen. Wo treibt Ihr immer wieder Papier auf? Eine Ladung, von der französischen Regierung gespendet, liegt in Split fest: «Manchmal ist die Zeitung wichtiger als Brot», hat einer von Euch kürzlich gesagt. Aber ich nehme an: Ihr hängt am Leben, Todesmystik ist Euch fremd. Eure Berichte und Reportagen machen einen kontrollierten, nüchternen Eindruck, keine Spur von Abenteurertum, kein Hemingway-Gefühl. Ihr wollt nur den Krieg stören, deshalb wurde Eure Redaktion seit einem Jahr zerstört, systematisch, und das Gebäude eingeebnet.

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