Читать книгу Reportagen 1+2 онлайн

73 страница из 255

Von einer Belagerung der Stadt Zürich ist nichts zu spüren. Belagert und umzingelt sind wir nur vom Wunsch, das Schlachten im ehemaligen Jugoslawien aus unseren Köpfen zu verdrängen.

Dabei haben wir noch kürzlich in einem anderen Krieg mitgefiebert. Der militärische Spaziergang am Golf hat den meisten, als unblutiges Computergame, gefallen, so viel schweizerische Präzision bei der Vertreibung dieser irakischen Banditen aus Kuwait, so sauber und fast ohne Leichen.

Und weil es in Bosnien kein Erdöl gibt, das man dringend befreien muss, begreifen wir natürlich, wie schwierig oder unmöglich eine militärische Aktion der Alliierten dort wäre. Jeder Schweizer ein Stratege! Oder ein Taktiker. Und übrigens sind wir neutral, und die ethnische Zusammensetzung Bosniens soll so kompliziert sein, dass man beim besten Willen nicht weiss, wie dort erfolgversprechend eingegriffen werden könnte.

Doch, wir verfolgen das Gemetzel am Fernsehen, aber es verfolgt uns nicht. Reality show. Wird so real serviert, dass es uns phantastisch vorkommt, als Ausgeburt einer rasanten Phantasie. Wir empfinden natürlich Mitleid, vor allem für uns, weil wir nicht helfen können. Und wir würden doch so gern. Und dann gibt es ja auch noch Somalia, Angola etc., überall zugleich können wir nicht hinblicken. Auch waren uns die Kuwaiter (die wir nicht kennen) sympathischer als die Kroaten und Bosnier und Kosovo-Albaner (die wir kennen, weil viele in der Schweiz arbeiten). Es heisst von ihnen, sie seien rauhe Gesellen, die sich nicht so recht bei uns einordnen wollen.

Правообладателям