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Lieber Zlatko Dizdarevic, Sie sehen doch auch, wie kompliziert unsere Lage ist, wie hoffnungslos. Als Journalist und Chefredakteur, als ehemaliger Korrespondent in Kairo und Verfasser eines Buches über die israelisch-arabischen Beziehungen haben Sie sicher Verständnis für unsere Komplexe und komplizierten Komplexitäten. Der Zufall der Geburt hat Sie nach Sarajevo verschlagen, wo Sie gegenwärtig die Zeitung «Oslobodjenje» leiten, und zwar im Keller, denn das Zeitungsgebäude wurde Stock für Stock von serbischen Granaten abgeräumt. Vor dem Krieg betrug die Auflage 80'000, jetzt ist sie auf 1000 (in Worten: tausend) gesunken, die Belegschaft schrumpfte von 100 Journalistinnen und Journalisten auf 40. Manchmal werden auch nur 300 Exemplare der Zeitung, die jetzt noch aus vier Seiten besteht, verteilt, unter Lebensgefahr.

Es steht Ihnen eine Telefonverbindung zur Verfügung, nur vier Schreibmaschinen. Ein paar Schreib-Computer gibt es auch noch. Der Strom für das Radio, aus dem Sie Informationen beziehen, wird von einer Autobatterie geliefert, und die Kollegen durchstreifen die Stadt auf der Suche nach Dieselöl, mit welchem der elektrische Generator betrieben werden kann. Die Journalisten sind polyvalent, sammeln Informationen, redigieren, drucken, verteilen die Zeitung. Geschlafen wird am Arbeitsplatz.

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