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So viel Platz hatte ich bisher noch nie, denn ich lebte mit Mutter in einer engen Stadtwohnung. Sie hatte keine Zeit, mich zu beaufsichtigen, da sie arbeitete. Nun setzte ich mich aufs saubere Weglein und blickte auf den See hinunter. Er war wie ein blassblaues Spielfeld mit spitzen, weißen Hütchen besetzt; Mutter und ich machten manchmal am Sonntag das Hütchenspiel. Auch der Himmel und die fernen Hügel wa­ren blassblau. Das Haus der Großeltern war neu und nicht nur innen, sondern auch außen weiß; ich wunderte mich, dass die Blumen, die die Großmutter in vielen Vasen im Haus verteilte, nicht erfroren.

Der Großvater arbeitete den ganzen Tag im Garten. Er schleppte am Morgen, wenn ich die Decke höher zog, schon Wasser; später pflückte er Bohnen oder Beeren, mähte den Rasen, zupfte Unkraut oder schnitt Blumen, und ich half ihm. Er bewegte sich langsam und ging stets mit geneigtem Kopf; die Sonne hatte seinen Rücken und die Kopfhaut rot-braun getönt. Er sprach kaum. Er durfte nicht mit den schmutzigen Turnschuhen über den hellen Spannteppich des Salons schlurfen und musste den Gesundheitszustand der Großmutter immer wieder erwähnen; es wurde erwartet, dass er von Zeit zu Zeit fragte: «Geht’s? Fühlst du dich nicht zu schlecht?» Dann jammerte die Großmutter, ließ sich bemitleiden und durfte sich mit einem Buch hinlegen.

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