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Heute Nacht dachte ich: Tief in uns gibt es einen Schatten, der die Freude am Wachstum hindert. Die Blume öffnet sich nicht. Manchmal sehe ich diesen Schatten auch in Anteros Augen, obwohl er so kämpferisch ist. Doch während des Vortrags gestern hatte er Licht in den Augen und Flammen im Haar. Als er über Religion sprach, strahlte sein Licht. Das Christentum war die Revolution der antiken Welt, und die Revolution ist das Christentum der modernen Welt, hat er gesagt. Da bin ich aufgestanden, um zu klatschen. Die vier Arbeiter hinten im Saal hörten allem mit aufgerissenen Augen zu. «Das ist der vierte Stand», dachte ich, «mit ihnen werden wir gegen den Obskurantismus marschieren.»
Thema und Variationen. Die Bewohner der Halbinsel sind auf natürliche Weise religiös, sie lieben Prozessionen, die Heiligen, den Weihrauch und die Kirchenlieder, wissen aber nichts von Theologie. «Das Christentum ist ein Gefühl, der Katholizismus aber ist eine Institution.» Mit den Dogmen hat sich alles verändert: Wie kann man glauben, dass Christus wahrhaftig im Brot des Bäckers und im Wein des Weinbauern anwesend sei? Und warum kann die Seele nicht direkt mit Gott in Verbindung treten, sondern muss sich bei der Beichte mit einem Eindringling herumschlagen, der geistlicher Führer heißt?