Читать книгу Die schiere Wahrheit. Glauser und Simenon schreiben einen Kriminalroman онлайн

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Die ganze Situation ist unwirklich, geradezu rauschhaft. In seinen kühnsten Fantasien hätte Glauser sich nicht auszumalen gewagt, dass der Glauser eines Tages mit dem Simenon am Atlantikstrand spazieren geht, einfach so, und noch viel ver­rück­ter, mit seinem «Lehrer» über das Schreiben von Kriminalromanen redet!

Vor zwei Monaten erst hat er den offenen Brief an Brockhoff – eine Replik auf dessen alberne «Zehn Gebote für den Kriminalroman» – mit den Sätzen abgeschlossen: «Ich möchte Geor­ges Simenon danken. Was ich kann, habe ich von ihm gelernt. Er war mein Lehrer – sind wir nicht alle jemandes Schüler?»

Und jetzt reden und gestikulieren die beiden Schriftsteller und sehen nichts um sie herum, weder die grauen Wolken, die am Horizont aufziehen und sich immer häufiger vor die Sonne schieben, noch dass sie inzwischen weit und breit die einzigen Spaziergänger auf dem Strand sind. Immer hält mal der eine, mal der andere an, um eine erloschene Pfeife anzuzünden oder die bald letzte Zigarette anzustecken, um ein Argument zu prä­zisieren oder eine Aussage zu bekräftigen, was sich alles schlecht mit dem Gehen vereinbaren lässt. Bis das Ungeheuerliche ge­schieht.

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