Читать книгу Im Knast. Ein Bericht онлайн
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In meinem Kopf begann es zu rauschen, ich hörte unverständliches Flüstern, dann wieder fernes Rauschen wie unter Wasser, immer neue, unbrauchbare Gedankenfetzen schwirrten mir durch den Kopf, ich sah durch die Menschen hindurch, meine Gedanken verhedderten sich: Bänke, Mauern, Steine, Fenster, die ganze Wirklichkeit wurde zu einem Wirrsinn aus Nichts …
Während ich so abgeschnitten von der Umwelt dasass, stieg eine Frau mit einem Kleinkind im Arm ein. Ich sass erneut auf der hintersten Bank. Die Frau setzte sich mit dem Rücken zu mir, der Säugling blickte über ihre Schulter in meine Richtung. Obwohl ein Säuglingsblick meist von verschwommener Abgehobenheit zu sein scheint, fingen mich die Augen des Babys ein. Sie waren gleichsam mein rettender Notausgang zurück in die Realität. Ohne jeglichen Argwohn oder Vorwurf zogen sie mich zu sich. Die Gedanken in meinem Kopf wurden klar, alles Überflüssige fiel ab, und es kristallisierte sich ein trauriger Gedanke heraus: Was wird wohl aus dir werden? Ich war auch einmal ein unschuldiges Kind wie du, sieh mich jetzt an … So reine Augen hatte ich früher auch, und jetzt wage ich nicht einmal, mich im Spiegel anzuschauen. Was wird mit der Welt sein, wenn du so alt bist wie ich, wird sie überhaupt noch existieren, wo wirst du dann stehen?