Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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Mein Zimmernachbar auf der fünften Etage hatte sich als Nissim Nachtgeist vorgestellt. In seinem Zimmer lagen viele kleine, kurze weisse Fäden auf dem Fussboden – und als er mich beim Zusammenfegen antraf, schaute er mich beinah freundlich an: «Nehmen Sie diesen Stall nicht zu ernst – die Comi – ein Ort für die Verlorenen.» Er stellte einen grossen Koffer ab, den er fünf Treppen hinaufgetragen hatte. «Verstehen Sie mich nicht miss, ich gehöre auch dazu.»

Dieses Zusammentreffen war weit freundlicher gewesen als meine erste Begegnung mit ihm, die am Tage nach meiner Ankunft, nachts, auf dem dunklen Korridor der fünften Etage stattgefunden hatte.

Er hatte sich anderntags bei Frau Paksmann darüber beklagt, dass «die deutsche Bohnenstange» ihn nicht gegrüsst habe, und ausdrücklich dazu bemerkt, «dass zum Hochmut kein Anlass vorliegt».

Nissim Nachtgeist öffnete seinen grossen Koffer, der mit verschiedenen zugeschnittenen Stoffteilen vollgepackt war. «Vorderteil, Rücken, Kragen, Taschen, Gürtel mit Einlage, Knopflochleiste, schweizerische Qualitätsarbeit, Gütezeichen, verehrte Nachbarin. Die Schweizer müssen ein Volk in Berufsmänteln sein.» Nissim Nachtgeist sortierte die ­zugeschnittenen Teile und legte sie zu kleinen Stapeln.

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