Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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«Ich bitte dich, Leone, was wird die Köchin sagen», Frau Paksmann versuchte, Einspruch zu erheben, doch der Gastgeber, dessen Gesicht schon von Freude überzogen war, antwortete, während er den Dessert bereits in kleine Schalen verteilte: «Soll sie sehen, was wird.»

Ich ging nicht gern in den Salon, wenn alle dort versammelt waren. Oft aber gab mir Frau Paksmann gerade dort noch einen Auftrag, der erledigt werden musste, bevor sie am Morgen aufstand. Sie läutete dreimal kurz, wenn sie nach mir suchte.

Ich wusste, dass eine Dame aus Hamburg angekommen war, und ich sah sie zum ersten Mal abends im Salon.

«Lisette, holen Sie aus der Apotheke Sedrol – nehmen Sie Cherili mit», sagte Frau Paksmann. Auf dem Tisch stand der Samowar, und die Dame aus Hamburg sass in einem der tiefen Sessel, die Signora Teresa immer die «Fallen der Comi» nannte. Ich wollte auf sie zugehen, sie begrüssen, als ein Überfall von Zuckungen ihr Gesicht verzerrte. Nase und Kinn stiessen auf die Brust, sodass Haar und Antlitz wie wild ­geschüttelt wurden. Die entfesselte Unruhe wurde von den Anwesenden übersehen, und mit rascher Hand führte die Unglückliche eine Zigarette an ihrem Oberkörper vorbei, als könne sie mit einem raschen Zug die wilden Bewegungen abfangen. Tatsächlich beruhigte sich das Gesicht.

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