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Aber die Story mit dem Koitus im Regen und den Zwischenfall mit den Carabinieri hätte ich mir ausgedacht. Typisch Autor eben. Ich war perplex. Wie kann man so ein markantes Erlebnis vergessen? Oder hat sie es nur verdrängt und will es jetzt, nachdem fast ein halbes Jahrhundert vergangen ist, nicht mehr wahrhaben? Keine Frage, die ich beantworten kann. Ich greife wieder nach meiner Zeitung.
Als ich nach einer Weile endlich das Feuilleton aufschlagen will, spüre ich den lästigen Druck in der Blase. Er stellt sich immer dann ein, wenn es unpassend ist, so wie jetzt. Ich sehe mich um. Zu viele Leute. X liebt es, sich unter freiem Himmel zu entleeren, trotzig im Wind zu stehen und der Natur freien Lauf zu lassen. Doch nicht hier. Also mache ich mich auf den Weg zur öffentlichen Bedürfnisanstalt. Ein Wort, das man in den Abfallkübel für semantischen Sperrmüll werfen sollte.
Indes, Bedürfnisse darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Wenn ich daran denke, dass es im Schloss von Herrenchiemsee nur eine Toilette gab, gleich neben dem Ankleidezimmer des Königs, überkommen mich ernste Zweifel bezüglich der hochgepriesenen Baukünste der Wittelsbacher. Mussten die Bediensteten ihr Gesäß im Schlosspark entblößen? Hat das Personal ständig zwischen den Rosen und Hecken uriniert? Zur Zeit des vierzehnten Ludwigs, den der bayerische König so verehrt hat, soll es überhaupt noch keine Toiletten gegeben haben. Deshalb hat man in den Prunkräumen von Versailles einfach auf den Boden gekackt, angeblich hinter einem Vorhang. Bei dem riesigen Hofstaat, den zahllosen Empfängen und Gelagen muss der Geruchsfaktor haarsträubend gewesen sein. Kein Wunder, dass kurz darauf das Parfüm erfunden wurde.