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X war ja keineswegs ein melancholischer Eigenbrötler. Bei Reportagen oder Dreharbeiten galt er als offener, witziger Typ, der mit unterschiedlichsten Menschen umgehen konnte, spielerisch, aber immer kongenial. Australische Büffeljäger, französische Chefköche, peruanische Kokabauern, Zenmeister oder Ziegenhirten, Künstler oder Astronauten, er fand immer den richtigen Ton.

Im Grunde war er ein Chamäleon, das sich jeder Situation an jedem Platz der Welt anpassen konnte. Die geschickte Osmose des jeweiligen Raum-Zeit-Gefüges verlieh seinen Reportagen und Filmen eine besondere Intensität. Die Menschen öffneten sich und ließen ihn an ihrem Universum teilhaben.

Er wiederum brachte ihnen ein behutsames Verständnis entgegen, das nie paternalistisch war, seine Texte waren sensibel und einfühlsam, sie zeugten von einem natürlichen Respekt gegenüber seinen Gesprächspartnern.

All dies verlieh seiner Arbeit die besondere Note, die viele geschätzt hatten.

Bei solchen Überlegungen wurde X klar, dass er vergessen hatte, seine Fähigkeit zur Osmose da zu praktizieren, wo sie den Grundstein für langfristige Beschäftigung hätte legen können: in den Redaktionsstuben. Schon immer hatte er ein getrübtes Verhältnis zu den Vertraulichkeiten, die sich in den Büros öffentlich-rechtlicher Anstalten einstellen konnten. Er misstraute der feucht-fröhlichen Atmosphäre an Geburtstagen, wo es vor Kuchen, Lachsschnitten und Prosecco gerne zu den subtilen Gesten freundschaftlicher Unterwürfigkeit kam, die manche festangestellte Redakteure so schätzen.

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