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Auf halber Strecke gibt es eine kurze Pause, das Personal wechselt. Eine Schicht fährt immer von unten bis zur halben Höhe, die andere von dort bis zur Endstation. Den Höhenunterschied der ganzen Strecke kann man niemandem zumuten, auch nicht in Peru. Im Zug sitzt auch immer ein Arzt mit Sauerstoffgerät, für alle Fälle.
Es wird eine spektakuläre Fahrt. Am späten Nachmittag kommen wir an. Die Endstation heißt Cerro de Pasco. Wir erfahren, hier ist eine Mine. Die kleine Stadt liegt auf viertausenddreihundert Metern. Kaum sind wir ausgestiegen, spüren wir den eiskalten Wind. Noch nie waren wir in dieser Höhe, noch nie an einem so trostlosen Ort. Anfangs atmen wir schwer und gehen langsam. Hagere, ausgemergelte Gestalten begegnen uns, die Häuser der engen Gassen sind so bedrückend wie die Gesichter der Menschen. Nach kurzer Zeit haben meine Begleiter Probleme mit der dünnen Luft. Einer fährt mit dem Taxi wieder hinab ins Tal, der andere will nur noch ins Hotel und schlafen. Ich bin noch nicht müde und schlendere durch die Gassen. Ärmliche Häuser, ärmliche Menschen. Dem Elend ins Gesicht zu sehen, wenn man davon nicht betroffen ist, ist unangenehm. Nicht immer ist es leicht, damit umzugehen. Ich bin privilegiert, kann jederzeit wieder abreisen. Die Leute, denen ich begegne, können das nicht. Das sieht man ihnen an. Deshalb weiche ich ihrem Blick mitunter aus und lasse meinen über die Dächer wandern. Die mächtigen weißen Gipfel der Anden glänzen im letzten Licht des Tages. Ein kurzer Moment von Romantik, die man wohl nur als Besucher empfindet.