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Ich gehe weiter durch den Park. Was ich an diesem Tag nicht ahnen kann: Viele Jahre später werde ich mit zwei Arbeitern aus der Mine in Bolivien über die gleiche Wiese gehen. Ein unglaublicher Zufall. Kann es in einem Universum, in dem kausale Gesetze herrschen, Zufälle geben? Ich blicke hoch zu den Wolken. Sie ziehen gemächlich dahin, als überlege die Sonne noch, ob es sich lohnt, die Zweibeiner da unten mit ihren Strahlen zu wärmen. Um sie zu motivieren, lege ich mich ins noch feuchte Gras und falte die Zeitung auf, die ich mitgebracht habe. Das vorherrschende Thema in diesen Tagen: die Terrorattacke auf New York. Eine Sternstunde der Journalisten.

Negative Nachrichten sind immer die attraktivsten, das scheint niemanden zu stören. Mich schon, denn es ist einer der vielen Indikatoren, die mir zeigt, wie krank unsere Gesellschaft ist.

Über dreitausend Tote gab es in New York, doch um diese geht es primär nicht. Hätte es an diesem Tag in Bangladesch eine Hochwasserkatastrophe gegeben mit einer Vielzahl von Opfern oder ein Stammesgemetzel in Ruanda, die Meldungen wären nur kleine Notizen gewesen. Die Wertigkeit von Toten ist also höchst unterschiedlich, man könnte von Kursen sprechen, wie bei Aktien. Was die Kurse der 9|11-Opfer so extrem in die Höhe getrieben hat, war die Tatsache, dass die meisten Amerikaner waren und auf amerikanischem Boden starben. Seit dem Bürgerkrieg hatte es so etwas nie mehr gegeben. Dazu kam das optimale Medienkonzept der Täter. Ein nationales Symbol bricht in Zeitlupe zusammen. Wie in einer Endlosschleife haben TV-Anstalten in aller Welt diese Bilder pausenlos wiederholt. Für den Betrachter war es wie eine Szene im Kino, nur schöner|schlimmer, denn es war echt. Und jetzt fallen wieder Bomben.

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