Читать книгу Die neue Welt онлайн

99 страница из 232

Miguel befolgte unverzüglich diese Anordnungen. Die Stimme des um drei Jahre älteren Admiralssohnes klang kalt und herrisch, herablassend und unduldsam. Miguel zitterte vor Respekt. Regungslos verharrte er auf den Knien, den Blick zu Boden gerichtet, und wagte nicht, etwas zu fragen oder sich zu rühren.

„Sprich! Wer bist du, Gemeiner? Wie ist dein Name, wo kommst du her, wie heißen deine Eltern?“, forderte die frostige Stimme.

Wie gelähmt verharrte Miguel.

Schließlich stammelte er: „Mmm ... Miguel, Miguel Sanchez!“

„Lauter!“, kommandierte der Admiralssohn.

„Mi... Mi ... Miguel ... Miguel Sa ... Sa .... Sanchez, Sanchez de Palos“, brachte Miguel schließlich heraus. Es trat eine kurze Pause bedrohlichen Schweigens ein.

„Und weiter!“, donnerte der junge Colón.

„U... u ... und ... au... au ... aus Palos!“

„Deine Eltern!“, kläffte Colón, hämisch und schadenfroh.

„M... m ... mmmm .... mmmm ....“ Es war unmöglich. Das Stottern verknotete Miguels Zunge. Außer Konsonanten und Krächzlauten brachte er nichts mehr über die Lippen. Diego Colón ließ ihn genüsslich immer wieder neu Anlauf nehmen. „Mmmm ... mmmm ... mmmm ...“, stammelte Miguel. Aber je mehr er sich anstrengte, desto mehr blockierte er. Noch unterdrückte er tapfer die Tränen, aber schon war sein Gesicht gerötet vor Anstrengung und Scham. Ungerührt wühlte Diego weiter in der Pein. Er erhob sich von seiner Bank und schritt mit der ernsten Miene eines königlichen Würdenträgers in die Mitte des Raumes, wo er schweigend stehen blieb. „Ich warte!“, kommentierte er schneidend und ließ Miguel weitere hilflose Versuche unternehmen, einen Satz zu formulieren. Um die Demütigung vollständig zu machen, befahl er dem Jüngeren schließlich, sich flach auf den Bauch hinzulegen und in dieser Position so lange liegen zu bleiben, bis er ihm die Erlaubnis erteile, wieder aufzustehen. Nachdem er es etwa zehn Minuten genossen hatte, den zitternden Knaben so vor sich ausgebreitet zu sehen, verließ Diego Colón den Kapitelsaal, um für einige Zeit seinen üblichen Vormittagsbeschäftigungen nachzugehen. Nach etwa einer Stunde kehrte er zurück um zu kontrollieren, ob der Junge noch so lag, wie er ihn verlassen hatte. Miguel hatte nicht die geringste Bewegung gewagt. Eine Stunde lang hatte er sich nicht vom Fleck gerührt. Er lag noch immer flach auf den Steinplatten, gelähmt vor Scham, Erniedrigung und Demütigung. Mit diabolischem Vergnügen entdeckte Diego Colón die feuchte Pfütze, die sich unter Miguels Kutte ausgebreitet hatte. „Du liegst in deiner eigenen Pisse und kannst nicht einmal deinen Namen aussprechen“, höhnte er verächtlich. „Was bist du nur für einer?“

Правообладателям