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Es entstand eine Pause, in der der Prior unverständlich vor sich hin brummte und nervös an seiner Kordel nestelte, die die Kutte über dem Bauch zusammenhielt.

„Bis Dezember?“

„Bis Dezember. Vielleicht wird es auch Januar.“

Fray Juan Perez schüttelte kläglich den runden Kopf. „Das sind vier Monate. In vier Monaten einem Knaben das Lesen und Schreiben beizubringen, das wird nicht einfach sein.“

Don Burro zeigte auf seinen voll beladenen Karren: „Es soll Euer Schaden nicht sein. Ich bezahle Euch für Eure Anstrengungen. Ihr braucht Wein und Oliven. Sagt mir, wie viel es kostet, einen Knaben auszubilden. Und wie lange es dauert.“

„Oh je, oh je!“ Der Prior kratzte sich aufgeregt an der Tonsur. „Da können Monate vergehen, oder ein Jahr. Bei manchen dauert es zwei. Andere lernen es nie. Außerdem braucht der Schüler ein Quartier, er muss verpflegt werden, er braucht zu essen und zu trinken.“

Während Fray Juan Perez noch rechnete und schwadronierte und dabei im Geiste abwog, wie viel er verlangen konnte, ohne dass Don Burro von dem sich anbahnenden Geschäft zurücktrat, nahm der Plan beim Eseltreiber Gestalt an. Er würde diesen hergelaufenen Jungen dem Kloster überantworten. Der Junge war ihm nachgelaufen, also musste er nicht lange um sein Einverständnis gefragt werden. Don Burro brauchte dringend einen Gehilfen, der lesen und schreiben konnte. Immer häufiger mussten Urkunden angelegt werden, Verträge waren anzufertigen, Listen zu führen, Rechnungen zu erstellen, Protokolle aufzusetzen. Der städtische Notar von Palos war teuer und selten verfügbar. Die Kaufleute, die lesen und schreiben konnten, befanden sich immer im Vorteil und nutzten diesen weidlich. Denn wer kein Papier für seine Geschäfte vorweisen konnte, dem konnte es passieren, dass seine Rechte nichts galten und seine Ansprüche nicht anerkannt wurden. Francisco Esquivel war ein einfacher Mann, aber er war kein Dummkopf. Er sah die Notwendigkeit, sich gegen die Kaufleute, Rechtsgelehrten, Notare, Pfaffen und die Bürokraten der Krone abzusichern, die mit ihm Geschäfte machten und die zunehmend glaubten, ihn über den Tisch ziehen zu können. Der Junge, der ihm nachgelaufen war, hatte das richtige Alter. Aus ihm würden die Franziskanermönche einen Schreiber machen. Dass Miguel, der noch immer draußen vor dem Tor an der Mauer lehnte, weder in diese Überlegungen eingeweiht, geschweige denn gefragt werden musste, stand für Don Burro fest. Ihm kamen keinerlei Bedenken, über den Knaben zu verfügen. Schließlich hatte er ihm zu verstehen gegeben, dass er aus Palos abgehauen war und nicht mehr dorthin zurückkehren wollte. Das genügte.

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