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So trug Diego Colón bereits als Dreizehnjähriger die Nase höher als jeder andere im Umkreis von hundert Leguas. Mit Miguel, dem stotternden Neuling im Konvent, würde er ohne Not kein Wort wechseln, so viel stand fest. Es musste diesem Bettlerjungen, den der Prior zur Ausbildung in die Obhut des einfältigen Fray Garcia gegeben hatte, sofort und unmissverständlich demonstriert werden, wer Herr und wer Knecht war. Und deshalb lauerte Diego bereits am nächsten Tag dem Neuankömmling auf. Miguel, eingeschüchtert wie ein Hase auf dem Wochenmarkt, machte in der besinnlichen Pause zwischen der Terz, dem vierten Gottesdienst des Tages, und der Sext, dem Mittagsgottesdienst, einen ersten Gang durch die Klostergemäuer. Fray Garcia hatte ihn ausdrücklich dazu ermuntert. Er solle sich umschauen, alle Räume und alle Gebäude kennenlernen. So erreichte er, indem er das Refektorium durchquerte, den Kapitelsaal, ein spartanisch eingerichteter Versammlungsraum, dessen niedere Decke von schweren Holzbalken getragen wurde. Rundum säumten hölzerne schwarze Bänke die Längs- und Stirnseiten des Raumes. Die Bank an der hinteren Stirnseite stand leicht erhöht und verfügte, anders als die Bänke auf den Längsseiten, über geschwungene Armlehnen. Dort saß Diego Colón, als Miguel den Raum betrat. Der blässliche Admiralssohn funkelte Miguel aus kalten Augen an und befahl: „Knie nieder, du Nichtsnutz. Und wage es nicht, die Augen auf mich zu richten. Schau auf den Boden!“

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