Читать книгу Sechs Geschichten. Was uns Menschen umtreibt онлайн

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Den Eingang des Lokals hatte sie immer gut im Blick. Wenn nun (vermeintlich) zahlungskräftige Gäste eintraten, insbesondere auch amerikanische Soldaten, hörte man zur Begrüßung in schöner Regelmäßigkeit: „Da kommt mein Freund! Komm mal her! Gibst’ mir einen aus?“. Das floss ihr auch im amerikanischen Slang leicht und lautstark über die knallroten Lippen. Cognac-Cola war der Gold-Standard. Davon wurden dann am Tresen sofort zwei eingeschenkt, und am besten danach gleich nochmal usw.

Kommen wir in diesem Zusammenhang zu einem wohl ausgefeilten Brauch diese liebe Gewohnheit betreffend. Denn nach dem so-und-so-vielten Drink und dem so-und-so-vielten Gast, musste einerseits darauf geachtet werden, dass sich nicht zu viele Gläser auf dem Tresen ansammelten, andererseits sollte ja auch die Übersicht gewahrt und der Kopf einigermaßen klar bleiben. Deswegen wurde nun einer von den armen Schluckern, meist ein Student, an das untere Ende des Tresen platziert und die Gläser machten bei einer kurzen Unaufmerksamkeit des Spenders dank einer geschickt ausgeklügelten Taktik eine wundersame Reise an das andere Ende der Theke und ggf. von dort weiter zu anderen armen Schluckern am Stammtisch, womit für die Verwertung bestens gesorgt war. Solches wurde an Zahltagen der Amerikaner schon in der Weise professionell vorbereitet, dass die Hedi dann Tage zuvor einem dafür in Frage kommenden Studenten zuflüsterte: „Kommst am Samstag rein und hilfst mir trinken?“

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