Читать книгу Sechs Geschichten. Was uns Menschen umtreibt онлайн

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Kommen wir als nächstes zum Stamm-Personal. Da wären zuvörderst zwei treue Bedienungen zu nennen, bezeichnen wir die erste als Susi, die zweite als Hilde. Daneben gab es noch den Vastl, der als Hausdiener fungierte und natürlich den Ehemann, Herrn S.

Man könnte leicht auf die Idee kommen, den beiden Bedienungen in diesem Milieu einen zweifelhaften Lebenswandel zuzuschreiben. Keineswegs! Sie waren dem Lokal treu ergeben, weil sie hier einen tollen Schnitt machten, ansonsten patente Mädel, die den Studenten meist zugetan waren, gelegentlich auch mal etwas zukommen ließen. Schließlich machten solche den wenigsten Trouble, selten echten Ärger, zwickten auch niemanden in den Hintern oder sonst wohin.

Die Susi, ein Zigeunermädchen, klein, nicht mehr ganz neu, flach gebaut, schwarzes Haar, dunkle Augen, roter Mund, auf der Oberlippe sprießten ein paar dunkle Härchen. Sie lachte sehr gerne und viel. Man konnte dieses fröhliche Lachen aber durchaus auch mal als sogenanntes „dreckiges“ interpretieren. Die Stimme war kehlig, immer rau belegt. Na ja, jeder wusste, dass sie sich nach getaner Arbeit fürchtete, allein in ihre Baracke im finsteren Stadtteil der Werker zurückzukehren und sich deshalb, wenn irgend möglich, einen freundlichen, späten Gast zur Begleitung erwählte, es durfte ruhig ein solider, ggf. auch farbiger GI sein. Soweit, so gut… Eines Tages war sie verschwunden. Niemand wusste wohin. Als sie nach geraumer Zeit, zunächst als Gast und in männlicher Begleitung wieder auftauchte, fiel ein schön gerundeter, schneeweißer Busen halb nur bedeckt auf und die zarten Fältchen im Gesicht waren ebenso wie die Härchen auf der Oberlippe wie von Zauberhand hinweg gewischt. Auch ihr Domizil am Bahndamm war einem anderen gewichen. Ob sie mit ihrem geänderten Outfit und den neuen Lebensumständen glücklicher war, wusste keiner so recht zu beurteilen. Ihr strahlendes Lachen aber und ihre unbekümmerte Leichtigkeit waren verschwunden. Gleich ob nun „Asphaltblüte“ die zutreffendste Charakterisierung ist, auf wunderbare Weise war dem Lokal eine neue, wohlfeile Blume erwachsen.

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