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„Eine Kugel?“, fragte ungläubig der kleine Idan.

„Eben das. Und der dunkle Mond Pessian und alle Planeten und Sterne, die du draußen am Himmel siehst, sind ebensolche Kugeln.“

„Was ist dann oben und unten?“, fragte der kleine Idan.

„Oben ist alles, was sich über der Oberfläche der Kugel befindet, und unten ist alles, was in Richtung ihres Mittelpunktes liegt.“

„Wenn ich aber jetzt anfange in der Erde zu graben“, sagte Idan, „und ich grabe immer tiefer und tiefer, bis ich zum Mittelpunkt komme, kann ich dann nicht auch noch über den Mittelpunkt hinaus graben, und zwar so lange, bis ich auf der anderen Seite herauskomme? Und müsste ich dann nicht auf der anderen Seite von der Erde herunterfallen? Oder kehrt sich im Erdmittelpunkt oben und unten einfach um?“

„Du kannst gar nicht bis zum Erdmittelpunkt graben“, sagte Äffchen. „Je näher du dem Mittelpunkt kommen würdest, desto schwerer würdest du, und in der Mitte würdest du ganz zu einer Kugel zusammengepresst. Nun aber sollst du auch wissen, was es mit dem Planetenmond Pessian auf sich hat. Dieser Pessian oder auch Pessima, wie ihn die grünen Eingeborenen von Ómuo nennen, wurde in Urzeiten von unserer Heimatwelt Plédos ausgestoßen, damit sich auf dessen Oberfläche das Leben in weichen Formen und in all seiner heutigen Vielfalt bilden konnte. Diese neu entstandene Welt Pessian, der dunkle Planetenmond, enthält alles Böse, Schlechte und Finstere, das damals noch mit unserer Welt von Plédos vereinigt war und der Entfaltung des Lebens ein starkes Hindernis bot. Auf Pessian dagegen haben sich wundersame und schreckliche Lebensformen gebildet, über die ich dir gleich berichten werde. Während die meisten Monde der anderen Welten beinahe tote Körper sind, ist Pessian zu einem echten, selbstständigen Planeten geworden, der sogar beinahe die gleiche Atmosphäre hat wie unsere Welt. Auch das Leben auf ihm ist ein selbstständiges und allerdings recht wunderliches geworden. Du musst dir nämlich vorstellen, dass große Teile der Oberfläche des Planetenmondes Pessian – einige größere Inseln und die schleimigen Meere ausgenommen – mit einer Schicht winziger, sechzehnbeiniger Gliedertiere verschiedener Farbe und Größe überzogen sind, die dort überall herumwimmeln. Das sind zurückgebildete Windruten, wie sie auf vielen Welten zuhause sind. Windruten sehen tatsächlich aus wie zusammengebundene Ruten, die oben und unten in je acht spinnenartige Beinchen auslaufen, sodass man oben und unten nicht unterscheiden kann. Man könnte sagen, sie haben in ihrer Entwicklung den Gipfel der Kopflosigkeit erklommen und stehen in ihrer Lebensweise noch unter den Pflanzen, bei denen man ja wenigstens Wurzeln und Blüte unterscheiden kann. Den Mineralien und Steinen schon ähnlicher und dennoch wie Tiere belebt, bilden sie das Nahrungsangebot und zugleich die äußeren Häute der intelligenten Bewohner des Planeten, der schrecklichen Pessianer. Diese Pessianer sollen so furchtbar anzuschauen sein, dass sie jeglicher Beschreibung spotten und dass selbst in der uralten Chronik, aus der ich mein Wissen über den Planetenmond Pessian entnehme, nichts darüber verzeichnet ist. Am ehesten ließen sie sich noch, so heißt es, mit riesigen, gespenstartigen Insekten vergleichen, die entfernt an Menschen erinnern. Sie bewegen sich aufrecht und in ständiger Drohgebärde und pfeifen dabei durch ihre Tracheensysteme wie ausgewachsene Windruten in Íoland oder in Totenmund, was sich dann anhört wie das Heulen des Windes. Außerdem rasseln und klappern sie ständig dabei, als schlügen die blanken Zähne von Totenschädeln aufeinander. Dieses Zähneklappern ist übrigens ein ganz typisches Geräusch der Pessianer.“

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