Читать книгу Die Bewohner von Plédos онлайн

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„Er hat Angst vor uns, der Lump!“, krächzte das alte Weib und verpasste Idan eine pfeifende Ohrfeige. „Und dieses war nur der erste Streich!“

„Ja“, bestätigte ein anderer, der aussah, als sei er aus Wurzeln zusammengesetzt, mit der Stimme des ersten, der die anderen aufgehetzt hatte, und verabreichte dem Jungen einen klatschenden Hieb auf die andere Backe. „Ich wollte neue Tonaufnahmen machen vom Gesang der Hirschkuh. Wozu habe ich denn meine Tonträger mitgebracht? Ich bin Hobbyforscher und möchte Vergleiche anstellen, ob sich die wunderbaren Eigenschaften dieses Tieres ändern. Gestern habe ich Tonaufnahmen gemacht und heute wollte ich es wieder tun. Jedes Jahr reise ich extra hierher. Ohne die Hirschkuh ist doch mein ganzer Urlaub versaut! Wer weiß, wann sie wiederkommt!“

Die Wange des Jungen brannte. Sofort machte er sich auf seine Füße, raffte seinen Rucksack auf die Schultern und wollte davonrennen. Aber die Schreckensgestalten zupften ihn von hinten an seinen Kleidern und wollten ihn am Rucksack fassen und festhalten. Idan verhinderte dies, indem er einen Purzelbaum schlug. Als er wieder auf die Füße kam, waren ihm die schrecklichen Gestalten von Neuem dicht auf den Fersen. Das seltsame wurzelartige Wesen, dem die Stimme des Hetzers gehörte, fuhr ihm mit einem schwarzen Holzknüppel zwischen die Füße und versuchte ihm ein Bein zu stellen. Idan stolperte wieder zu Boden und raffte sich wieder auf. Dann duckte er sich vor ihren Griffen und lief davon. Die Feriengäste aber begannen mit Gegenständen nach ihm zu werfen. Sie holten sie aus ihren Rucksäcken. Es hagelte Messer, Gabeln, Feilen, Hammer und Meißel und nur wiederholtes, nicht zu früh ausgeführtes Ducken verhinderte Schlimmeres. Als den Unholden die Gegenstände ausgegangen waren, rissen sie sich ihre goldenen Knöpfe von den Strickjacken und schleuderten sie auf Idan. Manch einer traf ihn empfindlich, aber die Knöpfe waren zu klein, um größeren Schaden zu verursachen. Unter den Protestrufen der Schreckensgestalten bückte sich Idan bei jedem Wurf, dem er zu entgehen trachtete, sammelte die schon gefallenen Knöpfe auf und steckte sie in seinen Rucksack. Der Wurzelsepp drohte mit seinem Prügel, den er dann endlich auch schleuderte. Er verfehlte Idan nur knapp am Kopf. Der Wurzelsepp heulte vor Wut. Goldene Knöpfe hatte er keine mehr. Schließlich kramte er einige silberne Scheiben aus seinem Rucksack hervor und schleuderte sie – eine nach der anderen – nach dem Jungen. Die Scheiben zischten wie scharfe, sich drehende Wurfgeschosse durch die Luft. Sie verfehlten ihn um Weniges. Idan sammelte sie alle und verstaute sie im Rucksack. Mittlerweile hatte sich der Junge hinter das Geröll am Kraterrand zurückgezogen und hatte die Krateröffnung erreicht. In namenloser Wut sprang ihm der Wurzelsepp entgegen. Die alte Alraunenhexe machte ein Foto von ihm. „Nein, nein, nicht auflesen!“, schrie der Wurzelsepp. „Das gehört mir! Rück es heraus!“ Er wollte Idan, der zurückwich, mit seinen derben Klauen am Hals packen und der Junge stolperte nach hinten und verlor das Gleichgewicht. In diesem Augenblick kam Silena, die Hirschkuh, zurück. Ihr Ehemann war ein gewaltiger Hirschbock und süße, kleine Kinder folgten ihnen. „Halt! Halt! Aufhören! Was macht ihr da!“, rief Silena. Leider aber war der Wurzelsepp der Sprache der Tiere nicht mächtig. Nur wenige Sekunden ließ er von Idan ab, erstaunt über die vermeintliche Zutraulichkeit der wundervollen Tiere und diese mit seinen Kumpanen begaffend, gerade soviel Zeit, wie der Junge brauchte, um sich wieder aufzuraffen. Dann stürzte sich der Wurzelsepp erneut auf Idan.

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