Читать книгу Schwarz wird großgeschrieben онлайн

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»Wow – stopp«, sagt der mir fremde Bruder zu mir, ich stocke. »Warum redest du so?«, fragt er.

»Wie – so?«, frage ich irritiert.

»So –«, er macht flapsige Gesten mit seinen Händen, die wohl mein Reden mit den Händen nachahmen sollen, erbärmlich.

»So aggressiv!«, bekräftigt er.

Ich erkläre ihm ruhig, dass Schwarze Wut viele kulturelle Hintergründe haben könne, dass wir von klein auf lernen, Wut zu zeigen und keine Wut scheint mir in meinem Leben schöner und lebensbejahender als der Zorn meiner dominikanischen Familie aus der Favela, den Wellblechhütten Santo Domingos. Egal, wo wir heute wie leben. Unser Zorn verweigert die Integration, eine dekoloniale Freiheitsbewegung. »Mach das mal nicht«, antwortet er.

Ich lache nur ungläubig.

»Schließlich kommen wir nicht alle aus der Favela … dem Ghetto.«

WIDERSTÄNDIGKEIT AUF EIGENE KOSTEN

Das Zurückdenken an die Abschätzigkeit des Bruders lässt mich noch heute aus der Welt fallen. Dies war der Haarriss, der sich im Laufe des Jahres zu einer Kluft entwickeln sollte, zwischen mir und der afrodeutschen Berliner Community. Mein Blick veränderte sich, ich sah die Klassendifferenz zwischen meiner Familie und den Familien derer, die den Ton angaben, deutlicher. Fühlte mich schlechter bei der Antwort »Deutsch, ich bin deutsch, Schwarze Deutsche, deutschdeutschdeutsch« auf die Frage Wokommstduher. Sie erschien mir nicht mehr clever und stark, sondern gestreamlined. Ein Anglizismus, wieder, auch ich habe gelernt, mich durch Englisch im Deutschen auszudrücken. Gestreamlined ist die absurde Annahme: »Wenn wir als Schwarze Deutsche™ stets geschlossen und gleich handeln, dann, ja, dann überwinden wir den Rassismus. Wenn wir uns niemals als afrikanisch, karibisch, migrantisch verorten, dann werden sie es lernen.«

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