Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Kritisch gesehen wurde freilich die ostentative Verehrung für Friedrich den Großen, die Peter III. an den Tag legte und die den Eindruck der unselbstständigen Politik hinterließen. Als Peter III. dann anordnete, Uniformröcke einzuführen, die als ›preußisch‹ wahrgenommen wurden (obwohl sie denen, die durch Peter den Großen eingeführt worden waren, ähnelten), verspielte er weiteren Kredit. Als sich schließlich für die Eliten und auch die Soldaten der Eindruck ergab, Peter III. habe den Frieden mit dem verehrten Friedrich nur geschlossen, um die russischen Truppen in einen Krieg gegen das noch fernere Dänemark zu führen und damit die teilweise Besetzung seines Herzogtums Holstein zu beenden,18 konterkarierte er den Friedenswunsch der Gesellschaft. Auch wenn argumentiert worden ist, Peter habe sich in diesem Fall nicht anders verhalten als die englischen Könige aus dem Welfenhause in ihrer prohannoverschen Politik, war man in St. Petersburg doch enttäuscht.

Diese gemischte Einschätzung der ersten Monate der Herrschaft Peters III. erklärt seinen Sturz jedoch nicht allein. Er erklärt sich vielmehr aus der Entschlossenheit und dem kommunikativen Geschick Katharinas. Sie sah sich persönlich gefährdet und rechnete bestenfalls damit, Russland verlassen zu müssen und in relativer Bedeutungslosigkeit zu versinken. Schlimmstenfalls sah sie sich Verbannung und Inhaftierung gegenüber – das Schicksal des entthronten Ivans V. oder anderer hoher Würdenträger, wie Burckhard Christoph von Münnich, jenes Feldherrn und Staatsmanns der Herrschaft Annas, der in der Regierung Elisabeths nach Sibirien verbannt worden war und nun nach seiner Rückkehr einer der wenigen Parteigänger ihres Mannes Peter war,19 musste ihr vor Augen stehen.

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