Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Dieser Unmut steigerte sich, als der Kaiser im März anordnete, man solle den Klerus überwachen, ob er sich auch um die Schwachen und Bedürftigen kümmere. Der utilitaristische Blick auf die Funktion der Kirche, dem seines Großvaters nicht unähnlich, war ein Charakteristikum des Zeitalters, in dem die Aufklärung andernorts die geistlichen Fürstentümer und ihre Reichtümer oder die Jesuiten unter Beschuss nahm. Peter III. ging jedoch noch einen Schritt weiter. Diesen allgemeinen Antiklerikalismus aufgreifend wollte er die Geistlichkeit auf das verweisen, was ihr zukam: die geistliche Sorge um die Gläubigen – und dazu war materieller Besitz nicht nötig. Peter der Große hatte bereits ein Klosteramt gegründet, das die Einkünfte der Klöster hatte besteuern und damit für den Staat nutzbar machen sollen. Peter III. hatte nun vor, nach dem Kirchenland zu greifen und die Säkularisierung des Besitzes zu betreiben – Forderungen, die auch andernorts in Europa auf der Tagesordnung standen und die der Unterordnung der Kirche als synodale Behörde unter den Staat entsprach.14 Am 21. März 1762 befahl er die faktische Säkularisierung der Kirchenländereien durch ein neu eingerichtetes ›Ökonomiekollegium‹ und machte die Kirchenbauern damit zu Staatsbauern.15 Dass Katharina diesen Maßnahmen positiv gegenübergestanden haben muss, wird aus der Fortsetzung der Maßnahmen nach dem Sturz ihres Mannes deutlich.

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