Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Das Thronmanifest Peters III. aber konnte Katharina zu denken geben. Peter betonte, seiner verstorbenen Tante nacheifern zu wollen, vor allem aber »in allen Stücken in die Fußstapfen des weisen Monarchen, Unseres Großvaters Peter des Großen zu treten«.5 War diese Formel mehr, als die Konvention verlangte, da sich alle Herrscherinnen und Herrscher seit dessen Tod 1725 auf ihn bezogen hatten? Jedenfalls erwähnte Peter III. in seinem Manifest weder seine Frau Katharina noch den Sohn Paul.

Schon mehrfach ist angeklungen, dass Katharina ihren Mann in ihren Memoiren als einen infantilen, zur Trunksucht neigenden Menschen darstellte, der kein Interesse an ihr hatte und der sich ihr gegenüber abweisend verhielt. Ihre Erzählung über ihren Gatten sollte den neuen Kaiser regierungsunfähig erscheinen lassen. Schon die Zeitgenossen wunderten sich über Peter III., über seine Verletzung der Konvention, etwa über sein ungebührliches Verhalten bei der Überführung der Leiche seiner Tante, der verstorbenen Kaiserin, am 25. Januar 1762 in die Grablege der Romanovs in der Peter-und-Paul-Kathedrale in der gleichnamigen Festung: Durch Stoppen und schnelles Voraneilen ließ er den Trauerzug immer wieder auflaufen – denn der Kaiser gab die Geschwindigkeit der Prozession vor. Solche und andere Merkwürdigkeiten mochten je nach Standpunkt ungebührlich, närrisch oder parodistisch ausgelegt werden. In der jüngeren Geschichtsschreibung hat man Konventionsverletzungen Peters I. als eine bewusste Veränderung von Handlungsspielräumen interpretiert.6 Ob Peter III. ähnliches im Sinn hatte, ist schwer zu sagen; die Zeitgenossen deuteten seine Herrschaft, die nur wenige Monate andauerte, jedenfalls nicht so.

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