Читать книгу Katharina die Große. Legitimation durch Reform und Expansion онлайн

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Zeitgenössisch wurden eher Mutmaßungen darüber angestellt, ob Katharina eine Marionette von Favoriten und Hofparteien werden würde. Die neue Kaiserin zeigte jedoch sofort an, dass sie selbst regieren wollte und ihre Herrschaft weder durch einen institutionalisierten Rat noch den Senat begrenzen lassen wollte. Einer Regentschaftsregierung für ihren Sohn Paul, wie von seinem Erzieher Nikita Panin und anderen favorisiert, hatte sie ohnehin schon zuvor eine Absage erteilt.29

Für Katharina war, nachdem sie ihren Ehemann Peter III. vom Thron gestoßen hatte, eine zügige Krönung für ihre Machtposition von besonderer Bedeutung. Peter hatte noch nicht einmal mit den Planungen begonnen, obwohl sein Vorbild Friedrich II. dringend dazu geraten hatte, um seine Position zu festigen. Katharina war sich des symbolischen Wertes dieser Zeremonie sehr wohl bewusst und wählte einen Mittelweg zwischen Prachtentfaltung und Bescheidenheitsgestus. Einerseits sollten die geplanten Feierlichkeiten bei Weitem nicht so aufwendig gestaltet werden, wie die Krönung der Kaiserin Elisabeth, die alles bis zu diesem Zeitpunkt in Russland Gekannte in den Schatten gestellt hatte.30 Anderseits dachte Katharina auch in den Kategorien von Geltung und Prestige. Ihre Legitimität sollte den Untertanen und den vertretenen europäischen Höfen über das Zeremoniell kommuniziert werden. So wurden 50.000 Goldrubel für die Herstellung der Krone bereitgestellt. Aus einem Pfund Gold, 20 Pfund Silber, vier Hermelinfellen und purpurnen Stoffen wurde der Krönungsmantel gefertigt. In den Schatzkammern forschte man nach dem Reichsapfel; vergeblich, er musste neu gefertigt werden. Schließlich wies Katharina II. aus ihrer eigenen Schatulle 600.000 Rubel an, die während der Krönungsfeierlichkeiten altem Brauch folgend in die Menge geworfen werden sollten. Zwar sollte, so die Kaiserin, die Krönung nicht nur in Moskau, sondern in ganz Russland für Aufsehen sorgen, anderseits wollte sie den Eindruck der Prunksucht vermeiden, um die Erwartung einer Regierung zum Wohl des Volkes zu verstärken. Dies entsprach vor allem Katharinas prekärer Situation als Usurpatorin. Ihr ging es darum, Prachtentfaltung mit der Symbolik der Aufklärung und der Tradition zusammenzuführen, wie sie vor allem der Krönungsort symbolisierte.31

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