Читать книгу Der Seelenwexler. Roman онлайн

100 страница из 107

«Und Pentametern. Hatte ich einmal intus.»

Seidenbast sah ihn staunend an. «Wie kommt das?»

Phil holte bereitwillig ein bisschen aus.

Seine Erinnerungen ans Gymnasium waren kristallklar. An seine Kindheit im Lugnez hatte Phil bloss ein paar Erinnerungsfetzen, die mit seiner Arbeit auf dem verlotterten Hof zu tun hatten und mit Dingen, für die er sich dem alten Caduff hatte hergeben müssen, und die verdrängte er lieber. Zusammenhängende Kindheitserinnerungen hatte er keine. Er wusste bloss, dass er keine Mutter mehr hatte, als er die zweite Klasse besuchte. Dass er froh war um jede Stunde, die er in der Schule statt auf dem Hof verbringen konnte. Und dass Tante Senta eine liebe, aber überforderte Frau war, die unten im Dorf wohnte und nebenbei für den Bruder und den Neffen auf dem Hof kochte, putzte und wusch. Aber ihn, den Neffen Gion-Gieri, auch nicht vor dem alten Caduff schützen konnte. Nein, über seine Kindheit konnte und wollte er Seidenbast nichts sagen.

Die Zeit im Gymnasium war etwas anderes. Das war die beste, nein, die einzige gute Zeit in seiner Jugend gewesen. Es war sein Glück, dass Casanova, der Vormund, der nach dem Tod des alten Caduff bestellt worden war, sich dafür einsetzte, dass Gion-Gieri ins Internat der Klosterschule Disentis aufgenommen wurde. Casanova, ein blonder Hüne, hatte von den Lehrern im Tal gehört, dass Gion-Gieri ein gescheiter Junge sei und eigentlich ein guter Sekundarschüler wäre. Wenn nur der alte Caduff ihm nicht so viel aufbürden würde. Gion-Gieri fand kaum Zeit, seine Aufgaben zu machen, und in der Schulstube fielen ihm die Augen zu. Dass er die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium des Internats dennoch schaffte, hatte er seiner besonderen Begabung zu verdanken, seinem tonträgerartigen Gedächtnis. Das Schulgeld konnte zu einem Teil aus Gion-Gieris kleinem Erbe bezahlt werden, dem Erlös aus dem Verkauf des Hofs. Der Rest wurde durch ein Stipendium gedeckt, das Casanova für ihn herausgeholt hatte.

Правообладателям