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Pater Ignaz, der seine Sprachbegabung erkannte, ermutigte Gion-Gieri, das Latinum zu machen, obschon er das Kurz- und nicht das Langzeitgymnasium besuchte. Das erforderte einiges Nachbüffeln. Im Vergleich zu den neuen Sprachen, in denen er einfach so drauflosreden konnte, war das Übersetzen einer toten Sprache eine mühselige Angelegenheit. Fast wie eine mathematische Knobelei. Ganz anders war es, wenn er Latein – in Versform eben – hören konnte. Wenn Pater Ignaz mit seiner Donnerstimme Vergil oder Horaz rezitierte, dann klang das in Gion-Gieris Ohren wie Musik. Besser gesagt, wie Sprechgesang. Wie Rapping. So war es: Lateinische Verse, Hexameter vor allem, musste man rappen. Nicht der Inhalt zog ihn in seinen Bann, sondern der Rhythmus. Gerade, dass Hexameter sich nicht reimen mussten, sondern dass allein der Rhythmus den Vers ausmachte, gefiel ihm. Er fand solchen Gefallen daran, dass er sich einen Jux daraus machte, Alltagssprache in hexametrische Versform zu giessen. Nach einiger Zeit hatte er so viel Übung, dass er auch spontan selbst gebastelte Hexameter aus dem Ärmel schütteln konnte.

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