Читать книгу Pellegrina. Eine italienische Radsportwallfahrt онлайн

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Was die Frauen anging, holte Binda die verlorene Zeit nach dem Ende seiner aktiven Radsportkarriere mehr als gründlich nach. Lange Zeit genoss er sein Junggesellendasein in vollen Zügen, ging von einer Frau zur anderen. Bis schließlich der Moment für ihn gekommen war zu heiraten, eine Familie zu gründen – zu diesem Zeitpunkt war er bereits fünfzig. Eine junge Frau und dann zwei Töchter, das war sein Plan, und so kam es auch. 1952 heiratete er die 23-jährige Lina Ambrosetti, ein Jahr später kam Lauretta zur Welt und 1955 dann Marta, seine zweite Tochter. Lina Ambrosetti ist mittlerweile 86 Jahre alt. Ihr Onkel und ihr Vater waren Fans von Binda gewesen und hatten sich mit ihm angefreundet. »Meine Familie hatte eine Tankstelle in Varese«, erzählt sie. »Ich habe eine Ausbildung als Lehrerin gemacht, dann aber nie in dem Beruf gearbeitet, weil ich meinem Vater im Büro helfen musste. Ich stand oft hinter der Kasse. Alfredo wohnte in Cittiglio, besaß aber auch ein Haus in Mailand, wo er immer von Dienstag bis Freitag hinfuhr. Zwei Mal in der Woche kam er bei uns in Varese zum Tanken vorbei, und dann hielten wir immer ein kurzes Schwätzchen. Er war ein schöner, eleganter Mann, kontaktfreudig, klug und geistreich, außerdem wirkte er jünger, als er tatsächlich war. Eines Tages fragte er mich: ›Könnten Sie sich vorstellen, einen Mann wie mich zu heiraten?‹ Und ich entgegnete: ›Sie zu heiraten, wäre eines, jemand anderen als Sie zu heiraten, wäre etwas anderes.‹ Daraufhin hat er das Gespräch mit meinen Eltern gesucht. Sie waren hocherfreut – genau wie ich, denn die Jungs in meinem Alter interessierten mich nicht die Bohne. Und ich hatte Glück, denn trotz des Altersunterschieds sind wir vierunddreißig Jahre zusammen gewesen.«

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