Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн

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Doch dann passierte etwas Überraschendes: Statt den Brief vorzulesen, sagte unser Pfarrer, dass er diesen zwar vorlesen solle, dass er aber sicher sei, dass es in unserer Gemeinde viele schwule und lesbische Mitglieder gäbe und dass diese es oft ohnehin schon schwer hätten, akzeptiert zu werden, nur weil sie jemanden lieben würden, und dass er es einfach nicht richtig fände, sie jetzt auch noch weiter zu verurteilen. Deswegen werde er diesen Brief nicht vorlesen. Ich weiß noch, wie ich dachte: Na toll, jetzt muss ich also doch in der Kirche bleiben!

Dass ich lesbisch bin – damit habe ich eigentlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Diskutieren musste ich nur mit meiner polnischen Austauschschülerin. Sie ist sehr streng katholisch (kein Sex vor der Ehe, keine künstliche Verhütung usw.) und wollte von mir wissen, warum ich glaube, Homosexualität sei keine Sünde.

Bei diesem Gespräch habe ich gemerkt, welches Glück ich habe: Ich weiß, dass es keine Sünde ist, und dieses Wissen habe ich vielleicht gerade, weil ich lesbisch bin. Ich weiß einfach, dass Gott mich so liebt. Ich habe quasi durch mein Lesbischsein einen Wissensvorsprung.


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