Читать книгу Katholisch und Queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln онлайн
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Insgesamt kann ich sagen, dass ich gute Erfahrungen gemacht habe, dass ich von Anfang an von meinen Eltern gestärkt wurde und dass mich wahrscheinlich vor allem Letzteres in meiner Gottesbeziehung geprägt hat. Begriffe wie „Sünde“ passen nicht in mein Gottesbild, zumindest nicht im Zusammenhang mit Sexualität. Im Gegenteil, ich halte es für Sünde, anderen Menschen einzureden, dass ihre Liebe eine Sünde sei. Wer sagt, dass der homosexuelle Mensch zwar kein Sünder sei, dass Gott ihn genauso liebe wie seine heterosexuelle Schwester, ihm aber gleichzeitig erklärt, dass das Ausleben seiner Sexualität Sünde sei, der liebt ihn eben doch nicht. Eine Partnerschaft kann einem Menschen so viel geben. In diesem Sinne ist sie für mich Sakrament: Ich kann dort so viel Liebe erfahren, die die Liebe Gottes spiegelt. Und dieses Sakrament nicht allen Menschen zuzugestehen, das halte ich für Sünde und für zutiefst unchristlich.
Natürlich erhoffe ich mir von der Kirche, dass das irgendwann alle verstehen. Ich habe große Hoffnung, weil es für die Jugendlichen, die ich erlebe, größtenteils heutzutage kein Thema mehr ist. Aber wenn ich sehe, wie viele hohe Würdenträger immer noch behaupten, Homosexualität, außerehelicher Sex, Selbstbefriedigung, … (alles Dinge, die ich für normal, gesund, wichtig oder uninteressant halte) wären Sünde und dass es der Kirche und der Gesellschaft schaden würde, sie als normal zu bezeichnen, habe ich wieder nur sehr wenig Hoffnung. Und auch, wenn ich sehe, wie sich Würdenträger mit Menschen umgeben, die ihnen einfach nur blind nach dem Mund reden. So ist keine Entwicklung, Weiterbildung möglich. Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Für mich ist das nicht einmal mehr traurig. Es zeigt doch nur, wie viel Angst sie offenbar vor bzw. um ihre eigene Sexualität haben müssen, wenn sie sich in die Sexualität anderer einmischen müssen.