Читать книгу Sind wir nicht alle ein bisschen tri?. Neue Triathlongeschichten vom Kaiserswerther Kenianer онлайн
67 страница из 70
Tag für Tag wuchs die Liste seiner Trainingsprotokolle, die er ins Netz stellte. Grundlegenden Daten wie der Streckenlänge und der Laufzeit ließen sich noch weitere Merkmale der Trainingseinheit hinzufügen. Der Hinweis auf das gewählte Schuhmodell und Notizen zur Laufstrecke machten aus jedem Datumseintrag eine Erinnerung.
Und wenn er nicht sicher war, dass ihm die immer gleiche Beschreibung der absolvierten Route die passende Erinnerung an den Tag bescheren würde, dann fügte er dem Tagebucheintrag noch stichpunktartig weitere relevante Ereignisse hinzu: Hunde beim Liebesspiel am Baldeneysee; ein Sturz über eine Baumwurzel mitsamt einer unschönen Schürfwunde; der Weg, der im dornigen Unterholz im tiefen Wald endete; die unbequeme Toilettenpause im Dünengras ohne Papier; die aggressive Möwe am Nordseestrand; die lebensrettende Schokowaffel am Rheinkiosk; das Schneetreiben am Neujahrstag.
Aber das Internet hatte Läufern noch mehr zu bieten als nur die Möglichkeit, online ein Trainingstagebuch zu führen. Kilometerranglisten! Damit konnte er seine Laufleistung mit der anderer Nutzer vergleichen. Das führte dazu, dass ihn der Wettkampf mit gänzlich unbekannten Menschen zu Unzeiten auf die Straße trieb. Wer wollte schon im täglichen Vergleich hinten liegen? Monatelang lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Nicknamen, hinter dem sich vieles verbergen konnte. Ein kerniger Naturbursche? Ein halbprofessioneller Sportler? Oder aber ein arthritischer Opa? Er weiß es bis heute nicht. Zumindest die Freude am Laufen und an heimlichen Wettkämpfen teilten sie. Gegen Ende des Jahres hatte der Kenianer die Nase knapp vorn. Und plötzlich fand sich in seinem elektronischen Postfach ein Glückwunschschreiben mit dem Hinweis, dass der Absender »die verschärfte Kilometerleistung des Kaiserswerther Kenianers im Herbst nicht mehr mitgehen konnte«.