Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

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Figurafigura ist nicht das einzige Wort, welches im Lateinischen für RealprophetieRealprophetie gebraucht wird; sehr oft findet man die aus dem Griechischen übernommenen Ausdrücke allegoriaAllegorie und besonders typus; allegoriafigurafigura u. allegoria bedeutet allgemein jede tiefere Bedeutung, nicht nur die Realprophetie, doch ist die Grenze fließend, denn auch figura und figuraliter gehen oft über den Bezirk des Realprophetischen hinaus. TertullianTertullian verwendet allegoria fast gleichbedeutend mit figurafigurafigura bei den Kirchenvätern, wenngleich viel seltener, und bei ArnobiusArnobius (adv. nationes 5, 32) findet sich der Gegensatz historiahistoria und allegoria; allegoria wurde auch durch Gal. 4, 24 gestützt. Immerhin ist allegoria nicht überall gleichbedeutend mit figura zu verwenden, da es nicht den Inhalt «Gestalt» umfaßt; man konnte nicht schreiben Adam est allegoria Christi. Dagegen steht typusτύπος(typus) nur als Fremdwort hinter figura zurück, was freilich recht wichtig ist, denn für diejenigen, deren Sprache das Lateinische (oder später eine romanische Sprache) war, erweckte figurafigura mehr oder weniger bewußt all die Vorstellungen, die in seiner Bedeutungsgeschichte enthalten waren, indes typus ein übernommenes und unlebendiges Zeichen blieb. Was nun die lateinischen Worte betrifft, die neben und anstelle von figura für «RealprophetieRealprophetie» verwandt wurden oder doch dafür in Betracht kamen, so sind es folgende: ambagesambages, effigieseffigies, exemplumexemplum, imagoimago, similitudosimilitudo, speciesspecies und umbraumbra. Ambages scheidet aus, da es allzu peiorativ ist; effigies ist als «Abbild» zu eng und hat, auch im Vergleich zu imago, wie es scheint, wenig Expansionskraft entwickelt: die anderen schneiden alle auf verschiedene Weise die Bedeutung «RealprophetieRealprophetie», erfüllen sie aber nicht. Sie werden alle gelegentlich verwendet, am häufigsten imago und umbra. Imagines, absolut und ohne Genitiv, hießen in den römischen Häusern die Ahnenbilder, im christlichen Gebrauch wurden es die Bilder der Heiligen, so daß die Bedeutungsgeschichte von imago einen anderen Verlauf nahm; immerhin war, nach der VulgataVulgata, der Mensch ad imaginem Dei geschaffen, und so hat die Konkurrenz von imago sich lange neben figura gehalten, allerdings nur an solchen Stellen, wo die Bedeutung «Bild» aus dem Zusammenhang heraus mit «Realprophetie» identisch wurde. Umbraumbra wurde vor allen durch einige Stellen aus den Apostelbriefen gestützt (Kol. 2, 17; Hebr. 8, 5 und 10, 1); es kommt sehr viel vor, doch handelt es sich dabei eher um eine metaphorische Fassung des Begriffs RealprophetieRealprophetie als um diesen selbst. Jedenfalls vereinigte keines dieser Worte die Elemente des Begriffs so vollständig wie figurafigura: das Schöpferisch-Bildende, den Wandel im bleibenden Wesen, das Spiel zwischen Abbild und Urbild; und so ist es nicht verwunderlich, daß figura am häufigsten, am allgemeinsten und am bezeichnendsten dafür verwendet wurde.

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