Читать книгу Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie – Studienausgabe. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon онлайн

82 страница из 203

Für die Mission des vierten und der folgenden Jahrhunderte war die FiguraldeutungFiguraldeutung von großem praktischen Nutzen; in Predigt und Unterweisung wird sie ständig verwandt, oft freilich vermischt mit rein allegorischen und moralischen Deutungen. Ein schulmäßiges Lehrbuch der figuralen und moralischen Erklärung sind die Formulae spiritalis intelligentiae des in Lérins ausgebildeten Bischofs Eucherius von LyonEucherius v. Lyon (Anf. 5. Jh.);29 aus dem 6. Jahrhundert stammen die Instituta regularia divinae legis des Quaestors sacri palatii JuniliusJunilius (PL 68), Übertragung einer von der antiochenischen Schule beeinflußten griechischen Schrift; in ihrem ersten Kapitel findet sich folgender Lehrsatz: Veteris Testamenti intentio est Novum figuris praenuntiationibusque monstrare; Novi autem ad aeternae beatitudinis gloriam humanas mentes accendere. Ein praktisches Beispiel, wie gegenüber Neubekehrten die figurale Unterweisung angewandt wurde, bietet etwa die Erklärung des Passahopfers im zweiten Sermon des Bischofs GaudentiusGaudentius v. Brescia von Brescia (PL 20, 855 A), in der sich ein vielleicht unbewußter Ausdruck des figuralen Zeitperspektivismus findet, indem von der (zeitlich vorausgehenden) figurafigura gesagt wird, sie sei nicht veritasveritas, sondern imitatio veritatis. Vielfach sind auch seltsame und gesuchte Figuraldeutungen zu finden, und die rein abstrakte und moralische AllegorieAllegorie mischt sich immer wieder hinein; doch ist die zugrundeliegende Anschauung, das ATAltes Testament sei eine geschichtlich konkrete Praefiguration des Evangeliums, sowohl im ganzen wie in ihren wichtigsten Einzelbeispielen zur festen Überlieferung geworden.

Правообладателям