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Pollak entstammt einer jüdischen Familie in Mattersburg, das damals Mattersdorf heißt und zum Königreich Ungarn gehört. Im Zuge seines Militärdienstes beim k.u.k. Infanterieregiment Erzherzog Rainer ist er zehn Jahre in Salzburg stationiert. Es gelingt ihm 1862, die Gewerbeberechtigung für Gold- und Silberwaren sowie Preziosen aller Art zu erlangen, und etabliert sich sehr rasch als gefragter Antiquitätenhändler. Salzburgs Bürgermeister Heinrich Ritter von Mertens soll ihm jedoch erklärt haben, dass er der „erste und letzte Jude sein werde“, der sich in Salzburg niederlasse, und legt ihm nahe, die Stadt zu verlassen (ein dokumentarischer Beleg für diese Aussage fehlt jedoch). Die Aufnahme in den Gemeindeverband der Stadt wird ihm verwehrt.

Im ländlichen Raum des erst seit einem halben Jahrhundert zum Habsburgerreich gehörenden Bundeslandes Salzburg herrscht noch immer eine konservativ-christliche Judenfeindschaft. Die Juden gelten als verdächtige Modernisierer und Sittenverderber. Pollak lässt sich aber nicht beirren, und nach dem Staatsgrundgesetz von 1867, das eine liberale Phase einläutet, holt er Verwandte aus seiner früheren Heimat nach. Diese kommen alle aus dem burgenländisch-westungarischen Grenzsaum der Monarchie. In der Amtszeit des Bürgermeisters Dr. Ignaz Harrer wird er mit 13 zu 8 Stimmen im Gemeinderat als Bürger der Stadt akzeptiert und k.u.k. Hoflieferant, auch für die Königshäuser Belgiens und der Niederlande. So beschafft er für den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand die Einrichtung für das Schloss Blühnbach. Im Jahr 1873 heiratet Pollak die aus Wiener Neustadt stammende Karoline Breuer. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor.

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