Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Was aber hier als unbewusster Zweck die primitive Kunstübung erzeugt, das ist das bewusste Ziel der eigentlichen Kunst, bei der es sich überall nur um das Eine handelt, dass sie dasjenige nachahmend hervorbringt, was in der ganzen Welt allein uns sowohl wahrhaft zu interessieren vermag als auch allein uns dauernd interessieren soll: die Wirkungen, welche die Dinge, Personen, Begebenheiten in unserer Seele hervorbringen. Und zwar nicht alle solche Seelenbewegungen, sondern diejenigen, die ihrer Natur nach als die rechten Platz greifen sollen, auf denen das gesunde Leben der Seele beruht, so dass sie in solcher Bewegung und Tätigkeit des Wahrnehmens und Empfindens die ihr zuerteilte Natur und Bestimmung erfüllt, zugleich aber mit der solchergestalt erweckten Seelenenergie als Begleitung und Krönung derselben jenes Lustgefühl (ἡδονή) entsteht, welches der Seele den höchsten Genuss ihrer selbst verleiht, während es die angeregten Kräfte noch steigert und ihnen die Dauer gewährt!

Wie entstehen nun aber diese Seelenbewegungen, die zunächst hier mit einem allgemeinen Namen als psychische Empfindungen bezeichnet sein mögen, im gewöhnlichen Leben? Wie vermag demgemäß die Kunst sie nachzuahmen?

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