Читать книгу Handbuch der Poetik, Band 1. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Dichtkunst онлайн

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Die Untersuchung gelangt also hier zu demselben Endziel, zu welchem sie auch in betreff der poetischen Nachahmung von Handlungen führte. Wie der Poesie die Darstellung der äußeren Handlung, der Vorgänge und Begebenheiten nur ein Mittel ist das geistige Moment der eigentlichen inneren Handlung zur Erscheinung zu bringen, diese also das Objekt der Nachahmung, jene die Art und Weise derselben (τρόπος μιμήσεως) ist, so ist auch die Schilderung der Körperwelt ihr nur eines von den Mitteln, das zweite Hauptobjekt ihrer Nachahmung, Empfindungen, darzustellen, also auch nur eine von den Arten und Weisen der Mimesis. Wenn die Poesie dabei mit Vorliebe die Körper durch zeitliche Sukzession in fortschreitender Bewegung zu veranschaulichen sucht, so liegt das allerdings an ihrem Material (ὕλη), der Sprache; der Grund dieser Vorliebe liegt aber nicht in dem äußeren Umstande, dass in der Sprache die Worte zeitlich aufeinander folgen, sondern in der innersten Natur dieser Art von Nachahmung, welche um ihren Zweck zu erreichen keineswegs der Vollständigkeit des koexistierenden Materials bei den von ihr als Mittel benützten Körpern bedarf, sondern nur der Hervorhebung der einzelnen die Empfindung erregenden Züge; das geschieht am sichersten und wirksamsten, wenn ihnen als den Resultaten bewussten Seins, Wollens und Bewegens durch die Poesie ein der Empfindung homogenes, psychisches Leben geliehen wird.

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